Die Idee dieses Beitrags ist es, ein Grundverständnis dafür zu vermitteln, wie der richtige Verkaufszeitpunkt den Erfolg beeinflussen kann und gleichzeitig eine grobe Übersicht zu geben, wann sich bestimmte Maschinenklassen erfahrungsgemäß besser oder schlechter verkaufen. Natürlich gibt es dabei immer Ausnahmen. Märkte verändern sich, und viele Faktoren spielen eine Rolle. Dennoch zeigen sich über die Jahre gewisse Muster, die in der Praxis beachtenswert sind.
Warum der Zeitpunkt so entscheidend ist
Manchmal entscheidet nicht der Zustand, sondern der Zeitpunkt über den Verkaufserfolg. In unserer früheren Tätigkeit im Auktions- und Verwertungsbereich haben wir immer wieder erlebt, dass der Markt nicht nur technisch, sondern auch saisonal funktioniert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Verkauf von Softeismaschinen – eine kleine, aber lehrreiche Geschichte aus der Praxis.
Ein Praxisbeispiel: Softeismaschinen im Winter
Eine Leasingbank hatte nach Saisonende mehrere Leasingrückläufer von Softeismaschinen. Wir wiesen darauf hin, dass sich solche Geräte im Winter nur schwer verkaufen lassen würden. Trotzdem wurden sie auf Wunsch der Bank in der kalten Jahreszeit angeboten, mit mäßigem Erfolg. Im darauffolgenden Frühjahr wurden die gleichen Maschinen erneut inseriert. Diesmal mit hervorragendem Ergebnis. Das zeigt: saisonale Nachfragezyklen können den Verkaufserlös massiv beeinflussen. Und auch wenn das nicht in jeder Branche möglich ist, manchmal lohnt sich Geduld.
Was unsere Erfahrung zeigt
Aus unserer Erfahrung in der Industrie-Verwertung wissen wir: Der beste Zustand oder ein aktuelles Gutachten allein reichen nicht immer aus, um einen guten Preis zu erzielen. Der Markt folgt eigenen Rhythmen, abhängig von Saison, Konjunktur, Wetter, Budgets, Förderzyklen oder landwirtschaftlichen Perioden. Bei der Verwertung oder Bewertung von mobilem Anlagevermögen kann dieser Faktor entscheidend sein. Ein gut getimter Verkauf bringt nicht nur mehr Erlös, sondern oft auch schnellere Abwicklung und geringere Lagerkosten.
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Kategorie
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Typische Hochsaison
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Schwache Verkaufsphase
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Hinweise
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|---|---|---|---|
| Baumaschinen |
März – Oktober |
Wintermonate |
In der warmen Jahreszeit hohe Aktivität auf Baustellen. Nach der Saison stehen viele Geräte still oder werden verkauft. |
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Büro- & Betriebsausstattung |
Ganzjährig |
kaum saisonal |
Werte stark zustandsabhängig. Nachfrage bei Firmenumzügen oder Start-ups. |
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Fahrzeuge & Nutzfahrzeuge |
Ganzjährig, Peak im Frühling |
Jahresende |
Leasingrückläufer und Flottenwechsel meist im ersten Quartal. |
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Gastronomie & Kühltechnik |
März – Juli |
Herbst/Winter |
Saisonstart in Tourismusregionen. Kühlgeräte, Kaffeemaschinen und Küchenanlagen gefragt vor Saisonbeginn. |
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Holzbearbeitung |
Herbst/Winter |
Sommer |
Betriebe fertigen in den kühleren Monaten vor, im Sommer oft rückläufige Nachfrage. |
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Kunststoffbearbeitungsmaschinen |
Frühling – Herbst |
Winter |
Nachfrage abhängig von Industrieproduktion. Starke Korrelation mit Konsumgüter- und Verpackungsindustrie. |
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Landmaschinen |
Februar – Juni |
Herbst/Winter |
Nach der Erntesaison sind viele Maschinen frei verfügbar. Im Frühling werden sie für die neue Saison benötigt, daher hohe Nachfrage. |
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Metallbearbeitung & Produktionsmaschinen |
Ganzjährig, mit leichten Peaks im Frühjahr und Herbst |
Dezember/Jänner |
Maschinenkäufe oft abhängig von Budgets und Auftragslage. Jahresende ist meist ruhig. |
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Möbelproduktion & Innenausstattung |
Winter bis Frühjahr |
Sommer |
Viele Projekte im Innenausbau beginnen zum Jahresende oder zu Jahresbeginn. |
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Softeismaschinen & Eistechnik |
März – August |
Oktober – Februar |
Klassischer Saisoneffekt. Kaum Nachfrage im Winter, hoher Bedarf zum Frühlingsstart. |
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Wein-, Getränke- & Lebensmittelverarbeitung |
Nach Erntezyklen (Herbst) |
Frühling |
Nachfrage steigt nach der Ernte, wenn neue Produktionslinien eingerichtet werden. |
Diese Einschätzungen beruhen nicht auf statistischen Marktanalysen, sondern auf unseren praktischen Erfahrungen aus vielen Jahren in der Industrie-Verwertung und Gutachterpraxis. Der Markt verändert sich stetig, doch gewisse Muster bleiben erstaunlich konstant.
Wenn es schnell gehen muss
Natürlich gibt es Situationen, in denen man nicht warten kann. Bei Insolvenzen, Liquiditätsengpässen oder Platzmangel muss rasch verwertet werden. Dann kann es sinnvoll sein, mit erfahrenen Händlern, Auktionshäusern oder spezialisierten Verwertern zu arbeiten, die über Exportkontakte verfügen oder saisonunabhängige Käufermärkte bedienen. Auch hier gilt: Eine gute Dokumentation, klare Beschreibung und ein realistischer Verkehrswert sind die halbe Miete. Für Insolvenzverwalter:innen und Banken ist der richtige Zeitpunkt ebenfalls ein zentraler Faktor. Wird zu früh oder unter Druck verkauft, kann das zu deutlichen Wertabschlägen führen. Gleichzeitig birgt ein zu langes Zuwarten Kostenrisiken durch Lagerung, Versicherung oder Wertverfall.
Mehr als nur Jahreszeiten: Marktzyklen und Trends
Neben der Saisonalität beeinflussen auch größere Trends den Markt. Dazu zählen das allgemeine Investitionsklima, technologische Entwicklungen wie Automatisierung oder Energieeffizienz, die Ersatzteilverfügbarkeit und die Herstellerpolitik. Diese Faktoren wirken über Jahre hinweg und sind oft der Grund, warum manche Maschinenklassen plötzlich im Wert steigen oder fallen. Solche Zyklen sind für uns als Sachverständige ein wichtiger Bestandteil der Bewertung. Sie helfen, den Verkehrswert nicht nur im Moment zu sehen, sondern im Kontext seines Marktes, also unter Berücksichtigung von Zeit, Nachfrage, technischen Entwicklungen und Verwertungsrisiken.
Strategische Planung zahlt sich aus
Ein Aspekt, den viele unterschätzen, ist die rechtzeitige Planung der Verwertungsstrategie. Wer frühzeitig erkennt, dass ein saisonaler Faktor relevant ist, kann dies in die Bewertung, Lagerung oder Verkaufsplanung einfließen lassen. Im Idealfall kann man Maschinen dann anbieten, wenn die Nachfrage am stärksten ist – nicht, wenn sie gerade zufällig frei werden. Gerade bei Leasingrückläufern oder Insolvenzen kann eine kurzfristige Zwischenlagerung und ein späterer Verkauf durchaus sinnvoll sein, sofern Lagerung, Versicherung und Logistik in Relation zum möglichen Mehrerlös stehen.
Fazit – Der richtige Moment zählt
Der Verkaufserfolg hängt oft weniger vom „Wie“, sondern vom „Wann“ ab. Saisonale Schwankungen und Marktzyklen sind kein theoretisches Konzept, sondern tägliche Realität in der Verwertung von Maschinen, Anlagen und Betriebsausstattung. Unsere Erfahrung zeigt: Wer das Timing berücksichtigt, kann realistische Verkehrswerte besser nutzen – und den Unterschied zwischen einem schlechten und einem sehr guten Ergebnis ausmachen.
Mehr zum Thema Verkauf und Preisgestaltung finden Sie in unserem Blogbeitrag „Erfolgreich verkaufen auf Märkten und Plattformen – Strategien und Einflussfaktoren“.
Titelfoto von Chris Lawton auf Unsplash