In der Bewertungswelt gibt es für die unterschiedlichsten Blickwinkel auch eigene Bezeichnungen. Letztendlich haben sie alle eines gemeinsam, denn es geht um die Wertfindung. Dennoch unterscheiden sich die Herangehensweisen und Ergebnisse grundlegend voneinander, da sie unterschiedliche Zwecke verfolgen.
Im Zuge unserer Tätigkeit werden wir von unseren Auftraggeber:innen, Unternehmen, Banken und Jurist:innen für bestimmte Varianten dezidiert beauftragt. In dem jeweiligen Gutachten ist die genaue Definition der Begriffe vermerkt.
Oft werden im Alltag oder in der Geschäftswelt die verschiedenen Bewertungsmethoden vermischt oder sogar vertauscht. Viele Begriffe wirken sehr ähnlich, haben viel gemeinsam und unterscheiden sich nur im Detail.
Im Internet kursieren diverse Erklärungsmethoden, die oft irreführend sind. Mit diesem Blog-Beitrag möchten wir Klarheit schaffen und haben für Sie eine Übersicht der wichtigsten und bekanntesten Wertbegriffe zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis in alphabetischer Reihenfolge
Anschaffungswert & Anschaffungskosten
Der Anschaffungswert ist ein Synonym für Anschaffungskosten. Diese umfassen alle Kosten, die getätigt werden müssen, um einen Vermögensgegenstand zu beschaffen und in Betrieb zu nehmen.
Siehe auch § 203 Abs. 2 UGB
Beispiel: Ein Unternehmen kauft eine Leit- und Zugspindeldrehmaschine. Die Anschaffungskosten beinhalten u.a.
- die Kosten der Maschine
- die Kosten für die Lieferung vom Hersteller zum Unternehmen
- die Kosten für die Inbetriebnahme der Maschine
- etwaige sonstige Kosten die entstehen
Wann ist dieser Wert relevant?
- Die Anschaffungskosten sind für die Buchhaltung wichtig und dienen für Abschreibungen und Ausgaben.
- Für Unternehmen sind die Anschaffungskosten relevant, um zu kalkulieren welche Kosten entstehen. Sie dienen als Grundlage für Entscheidungen, Investitionen und Finanzierungen.
Beizulegender Zeitwert & Fair Value
Der beizulegende Zeitwert wird im englischen Fair Value genannt, welcher seinen Namen vom Rechnungslegungsstandard International Financial Reporting Standards (IFRS) erhalten hat. Auch wenn dieser auf den ersten Blick Ähnlichkeiten mit dem Marktwert aufweist, sind diese dennoch unterschiedlich.
Der beizulegende Zeitwert ist ein geschätzter Wert eines Anlagevermögens, der nach objektiven Kriterien und der aktuelle Marktsituation, zwischen zwei sachkundigen und vertragswilligen Parteien gehandelt werden könnte. Dieser berücksichtigt auch künftige Zahlungsströme durch das Anlagevermögen. Berechnet wird dieser mit bestimmten und anerkannten Berechnungsmethoden.
Siehe auch § 189a Abs. 3 UGB
Beispiel: Anwendung findet der beizulegende Zeitwert etwa am Aktienmarkt und bei Unternehmensverkäufen oder Zusammenschlüssen.
Die wichtigsten Unterscheide vom beizulegenden Zeitwert und dem Marktwert
- Der beizulegende Zeitwert wird nach bestimmten und anerkannten Methoden berechnet und ist der Wert, den zwei sachkundige und vertragswillige Parteien gewillt sind zu zahlen. Der beizulegende Zeitwert berücksichtigt auch zukünftige Zahlungsströme. Dieser Wert kann auch über oder unter dem Marktwert liegen.
- Der Marktwert eines Gegenstandes ist der geschätzte Preis, für den es auf einem frei zugänglichen Markt gehandelt werden könnte und wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Ein wichtiger Begriff aus der Bankenbranche ist der Beleihungswert. Er tritt dann auf, wenn es um Finanzierung wie Mobilien oder Immobilien geht. Der Beleihungswert wird von der Bank kalkuliert und dient dieser als Worst-Case-Szenario, sofern der Kreditnehmer seine Raten nicht mehr zahlen kann. Der Beleihungswert schließt konjunkturelle Wertschwankungen am Markt aus.
Siehe auch § 103 BWG Abs. 10
Beispiel: Der Marktwert einer Immobilie variiert mit der Zeit aufgrund der Marktsituation, Angebot und Nachfrage. Der von der Bank festgelegte Beleihungswert ist der Wert, für den die Bank die finanzierte Immobilie in jedem Fall am Markt erzielen kann. Ist der Kreditnehmer nicht mehr in der Lage seine Raten zu zahlen, hat mit dieser Wertermittlungsmethode die Bank sich vorab abgesichert und weiß, dass Sie mit einen bestimmten Mindestwert am Markt rechnen kann. Dieser Wert ist oft deutlich geringer als der aktuelle Marktwert.
Buchwert
Der Buchwert ist ein relevanter Wert für die Buchhaltung, das Steuerrecht und Finanzierungen. Ein Unternehmen hat Vermögensgegenstände, die sich in der Regel über die Zeit abnutzen und abgeschrieben werden. Es entsteht somit eine Wertminderung eines Objektes aufgrund von Abnutzung. Abgeschrieben wird mit unterschiedlichen Methoden, die eine reale Wertminderung darstellen sollen. Die Betonung liegt auf sollen, denn dies ist in Wirklichkeit nur schwer darstellbar.
Wird eine Mobilie von einem Unternehmen erworben, wird diese in der Bilanz aktiviert und eine Nutzungsdauer festgelegt. Der Buchwert verringert sich im Laufe der Jahre und gibt somit den verbleibenden Wert des Vermögensgegenstandes nach Abzug der kumulierten Abschreibung und Wertminderungen dar.
Die Nutzungsdauer einer Maschine ist oft nicht genau darstellbar. Dementsprechend ist es wichtig zu erwähnen, dass der sich ergebende Wert möglicherweise nicht der Realität entspricht. Daher kann der Buchwert oft vom Marktwert einer Anlage abweichen.
Ein vereinfachtes Beispiel: Ein Unternehmen erwirbt am Anfang eines Jahres eine kleine Kantenanleimmaschine um € 10.000 und schreibt diese auf 10 Jahre ab. Würde man die Kantenanleimmaschine linear abwerten würde dies wie folgt aussehen (Anschaffungswert € 10.000 / 10 Jahre Nutzungsdauer = € 1.000 Abzug pro Jahr):
- Buchwert Ende Jahr 1: € 9.000 (= € 10.000 – € 1.000)
- Buchwert Ende Jahr 2: € 8.000 (= € 9.000 – € 1.000)
- Buchwert Ende Jahr 3: € 7.000 (= € 8.000 – € 1.000)
- usw.
Nehmen wir nun an, dass das Unternehmen die Kantenanleimmaschine bereits im zweiten Jahr so intensiv genutzt hat, dass nicht zeitgemäße und erhebliche Abnutzungserscheinungen aufgetreten sind. Zusätzlich ist noch ein Motor stark abgenutzt und durch ein Missgeschick ist der Vorschub defekt. Sollte das Unternehmen die Maschine nun wieder verkaufen wollen, dann wird der reale Marktwert nicht bei € 8.000 bis € 9.000 liegen, sondern möglicherweise deutlich darunter.
Ein praxisorientiertes Beispiel: Der Buchwert eines Autos wird auf Basis seines Alters bewertet.
Handelt es sich jedoch um einen gefragten Oldtimer, wie etwa einen Mercedes 300SL, wird der Marktwert deutlich höher sein als der Buchwert. Denn grundsätzlich ist die Lebensdauer dieses Autos schon deutlich überschritten, da es sich am Papier um ein altes Auto handelt. Da dieser Oldtimer jedoch am Markt ein sehr begehrtes Sammlerstück ist, zahlen Personen mit dem nötigen Kleingeld auch gerne mehrere Millionen Euro für ein gut erhaltenes Stück.
Fortführungswert
Der Fortführungswert ist der geschätzte Wert eines Anlagevermögens oder eines Unternehmens bei einer Weiterführung in einem Insolvenzfall. Zukünftige Erträge und Ausgabe des Unternehmens werden dabei berücksichtigt.
Der Fortführungswert kann über dem Verkehrswert liegen. Der große Vorteil des Nachfolgers liegt darin, dass dieser einen komplett fertigen Betrieb erhält. Dieser muss sich nicht mehr um Recherche, Kauf, Inbetriebnahme, Genehmigungen und weitere Prozesse kümmern. Der Nachfolger kann theoretisch morgen aufsperren und weiterproduzieren.
Liebhaberwert
Der Liebhaberwert ist ein subjektiver Wert eines Objekts für einen Liebhaber oder Sammler. Dieser Wert kann weit über den rein wirtschaftlichen oder materiellen Wert hinausgehen und sich deutlich vom Marktwert unterscheiden, da Faktoren wie Seltenheit, emotionale Bindung oder Leidenschaft Einfluss auf den Sammler haben. Der Liebhaberwert kann stark variieren und wird unter anderem bei Auktionen von Sammlerstücken, Antiquitäten, Kunstgegenständen und Oldtimern sichtbar.
Beispiel: Ein Kind hat mit seinem Vater an einem bestimmten Oldtimer gebastelt. Als erwachsener Mann hat dieses Auto einen emotionalen (Erinnerungs-)Wert und dadurch ist er gewillt bei einer Auktion deutlich mehr dafür zu zahlen als den üblichen Marktwert.
Liquidationswert
Kommt es im Zuge einer geordneten oder erzwungenen Liquidation eines Unternehmens zur Zerschlagung oder Liquidierung, spricht man vom Liquidationswert. Dieser beschreibt die Summe aller einzelnen Vermögensgegenstände im Unternehmen und beinhaltet den Verkauf innerhalb eines begrenzten Zeitraumes. Es ist in der Regel damit zu rechnen, dass die zu erzielenden Preise aufgrund des oft großen Zeitdrucks deutlich unter dem Marktwert und Verkehrswert liegen. Weiters fließen bei der Bewertung der Vermögensgegenstände Faktoren wie Zustand, Kosten für den Verkauf, Standort, Angebot und die Nachfrage mit ein.
Beispiel: eine Insolvenzverwalterin wurde mit der Insolvenz eines Unternehmens betraut. Nun möchte diese in Erfahrung bringen, was das Unternehmen wert ist. Eine gängige Praxis hierfür ist die Beauftragung eines Gutachters mit einem Verkehrs- und Liquidationswertgutachten. Beim Liquidationswertgutachten geht es für die Insolvenzverwalterin darum zu wissen, was für Vermögensgegenstände im Unternehmen vorhanden sind und wieviel das Unternehmen wert ist, würde sie dieses rasch veräußern müssen. Es dient der Insolvenzverwalterin als wichtiges Entscheidungskriterium für weitere Schritte.
Marktwert, Zeitwert, Gemeiner Wert (und auch Verkehrswert)
Der Marktwert eines Gegenstandes ist der geschätzte Preis, für den er auf einem frei zugänglichen Markt gehandelt werden könnte und wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Bei der Ermittlung des Marktwertes werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie vergleichbare Vermögenswerte, Zustand, Markttrends, etc.
Oft wird der Marktwert auch als Synonym für den Zeitwert sowie den Verkehrswert und vice versa genutzt. Die Abgrenzung zwischen diesen Begriffen kann sich leicht unterscheiden und hängt oft von den Gesetzen und Gepflogenheiten eines bestimmten Ortes, Branchen oder Landes ab. Meistens werden die Bezeichnungen jedoch gleichbedeutend verwendet, da ihre gemeinsame Aufgabe darin besteht den Wert eines Vermögensgegenstands am aktuellen Markt zu ermitteln.
Wir haben dem Verkehrswert aufgrund seines hohen Stellenwertes in der österreichischen Insolvenzbranche in diesem Artikel dennoch einen eigenen Bereich (siehe unten) gewidmet. Dies ist auch ein schönes Beispiel, denn in der Insolvenzbranche ist es typisch von einem Verkehrswert, anstelle eines Marktwertes, zu sprechen. In der Privatwirtschaft wird eher von einem Marktwert gesprochen. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das Gleiche.
Beispiel: ein Unternehmen möchte den Marktwert für einen gebrauchten Radlader in Erfahrung bringen. Anhand des Modells, Zustandes, Baujahres, Ausstattung, Betriebsstunden, Schäden, Mängel, vergleichbaren Geräten am Markt, Angebot und Nachfrage kann ein aktueller Marktwert ermittelt werden, was Personen dafür gewillt sind, üblich zu zahlen.
Minderwert, merkantiler Minderwert & technischer Minderwert
Der Minderwert beziffert den Wertverlust nach einem Schaden eines Gegenstandes. Er stellt die Differenz zwischen dem Vermögensgegenstand vor und nach einem Schaden dar. Der Minderwert ist etwa bei Versicherungsfällen wichtig, damit ein Bild über den entstandenen Schaden dargestellt werden kann. Der Minderwert dient als Basis für den Wertverlust bei einer Wiederbeschaffung, den Umfang einer Entschädigung oder durch Weiterverwendung.
Beispiel: Ein Traktor wurde von einem Vandalen mit Grafitti beschmiert. Der Wert des Traktors hat sich aufgrund des nun entstandenen Schadens zum Vortag erheblich gemindert. Um das Fahrzeug wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, müssen Reinigungs,- und Lackierarbeiten von Fachpersonal vorgenommen werden, wodurch Kosten entstehen. Die Differenz des Wertes vom Traktor vor und nach der Beschädigung ist der Minderwert.
Der merkantile Minderwert beschreibt den Wertverlust eines Vermögensgegenstandes durch einen Schaden mit dem Fokus auf die dadurch entstehenden erschwerten Bedingungen des Wiederverkaufs oder Vermarktungsmöglichkeiten. Zum Unterschied zum herkömmlichen Minderwert werden beim merkantilen Minderwert die psychologischen Einflussfaktoren einbezogen.
Beispiel: Auch wenn ein Fahrzeug nach einem Schaden wieder in einem einwandfreien Zustand gesetzt wird, kann der bloße Hinweis „Unfallfahrzeug“ potenzielle Käufer dazu bringen deutlich weniger dafür zu zahlen. Selbst wenn die Bedenken der potenziellen Käufer unbegründet sind, entstehen gegebenenfalls Zweifel an der Zuverlässigkeit und Qualität des Fahrzeuges.
Der technische Minderwert legt den Fokus auf einen entstandenen technischen Schaden oder einer die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit eines Vermögensgegenstandes. Es wird hier das Augenmerk rein auf den technischen Zustand gelegt und nicht wie beim merkantilen Minderwert auf die Vermarktbarkeit. Ein technischer Minderwert liegt nur dann vor, wenn eine Reparatur den ursprünglichen Zustand auf Grund eines Schadens oder Abnutzung nicht mehr herstellen kann. Üblicherweise werden bei Versicherungsfällen zur Wertermittlung Experten wie Sachverständige beauftragt, um den technischen Minderwert zu ermitteln, welche in der Regel objektiver ist als der merkantile Minderwert.
Beispiel: ein Traktor wird aufgrund eines Schadens repariert. Durch die Reparaturarbeiten wird das Eigengewicht erhöht. Dadurch, dass das Eigengewicht nun höher geworden ist, wurde die Nutzlast verringert. Der Traktor konnte dementsprechend nicht mehr vollständig in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.
Neuwert
Der Neuwert eines Vermögensgegenstands beschreibt dessen Preis, was das Objekt kostet, wenn es in einem unbenutzten und neuen Zustand gekauft wird. Zu einer Wertminderung, einem Verschleiß oder einer Abnutzung ist es dementsprechend noch nicht gekommen.
Der Neuwert ist ein wichtiger Faktor im Versicherungswesen, da dieser oft für die Berechnung von Versicherungsprämien herangezogen wird. Oft ist dies auch die Basis für Entschädigungszahlungen bei Schäden oder Diebstahlsfällen.
Ein Beispiel: Eine Person kauft sich einen PKW, um damit in die Arbeit zu fahren. Der Neupreis ist der übliche Händlerpreis beim Hersteller. Möglicherweise gibt der Hersteller noch einen Rabatt. Nun möchte die Person das Fahrzeug versichern lassen. Das Versicherungsunternehmen geht in der Regel bei der Versicherungsprämie vom ursprünglichen Neupreis aus (ohne Rabatt).
Nutzungsdauer
Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer oder auch Nutzungsdauer bezeichnet die Lebenserwartung eines Vermögensgegenstandes. Es ist der geschätzte Zeitraum, in der ein Vermögensgegenstand wirtschaftlich genutzt werden kann, bevor dieser ausgetauscht werden muss oder nicht mehr einwandfrei genutzt werden kann.
Die Nutzungsdauer kann stark variieren. Eine Immobilie kann eine Nutzungsdauer über mehrere Jahrzehnte haben, während ein Smartphone nur ein paar Jahre hat. Weiters spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle bei der Schätzung der Nutzungsdauer. Diese wären etwa: Verschleiß, Wartung, technologische Entwicklungen, etc.
Zum Einsatz kommt die Nutzungsdauer unter anderem im Rechnungswesen. Sie ist relevant für die Abschreibung von Vermögensgegenständen.
Ein Beispiel: Die Nutzungsdauer ist kein „sofort-defekt-ab-Haltbarkeitsdatum“, sondern ein theoretisches Werkzeug für wirtschaftliche Entscheidungen, Investitionen, Rechnungswesen, etc. So kann etwa eine Drehbank laut AFA-Tabelle eine Nutzungsdauer von 10 Jahren haben. Durch sorgfältigen Umgang, laufender Wartung ist die Drehbank jedoch möglicherweise noch weitere 10 Jahre voll einsatzfähig.
Bei einem Lieferwagen für eine Transportunternehmen sieht die Situation jedoch etwas anders aus. Laut AFA-Tabelle ist die Nutzungsdauer für einen Lieferwagen 10 Jahre. In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass die Kilometerleistung und Abnutzung eines Lieferdienstes deutlich höher als herkömmlich ist. Dementsprechend kann die Lebenserwartung eines Lieferwagens in diesem Fall möglicherweise nur ein paar Jahre betragen.
Restwert
Der Restwert beschreibt den Wert eines Gegenstandes am Ende seiner Nutzungs- oder Lebensdauer. Verwendung hat der Restwert sehr oft in Steuerthemen, bei der Abschreibung von Vermögensgegenständen. Auch bei unterschiedlichen Bewertungsmethoden von Vermögensgegenständen ist der Restwert ein wichtiger Faktor, und dient als Indikator, um den Wertverlauf über eine gewisse Zeit zu ermitteln. In der Regel können Vermögensgegenstände selbstverständlich auch nach der vorgegebenen Nutzungsdauer verwendet werden.
Ein Beispiel: ein Unternehmen erwirbt einen Mobilbagger. Die Leitung des Unternehmens kennt die künftige Auslastung des Baggers und gibt dem Mobilbagger anhand der eigenen Auslastung und Erfahrungswerten maximal 5 Lebensjahre, nachdem das Gerät schrottreif ist. Der Steuerberater des Unternehmens sieht die Welt vielleicht aus einem anderen Blickwinkel und geht nach der Nutzungsdauer der Afa-Tabelle von 10 Jahren.
Möglichkeit 1: Der Mobilbagger ist tatsächlich Tag und Nacht im Einsatz und nach 5 Jahren ist das Gerät schrottreif. Das bedeutet nicht, dass es nichts mehr wert ist, denn das Gerät hat sehr wohl einen Restwert. Der Mobilbagger kann etwa jemand anderen als Ersatzteilträger dienen oder ist zumindest den Kilopreis wert.
Möglichkeit 2: Der Mobilbagger wird wenig genutzt, hat kaum Betriebsstunden und wird laufend serviciert und gepflegt. Dementsprechend kann dieser auch nach 10 Jahren problemlos eingesetzt werden. Hier wird der Restwert möglicherweise deutlich höher ausfallen, als bei „Möglichkeit 1“.
Schätzwert
Der Schätzwert ist eine (grob) geschätzte Einschätzung von einem Vermögensgegenstandes anhand von verfügbaren Informationen, Fachkenntnissen und Erfahrung eines Spezialisten. Oft wird der Schätzwert relevant, wenn eine rasche Einschätzung gewünscht oder die Bewertung eines Objektes schwierig ist.
Der Schätzwert ist wie es der Name schon sagt eine Schätzung und dementsprechend kann der Wert von einem Marktwert deutlich abweichen. Der Marktwert basiert auf einer Analyse des aktuellen Marktes, Angebot und Nachfrage, sowie weiteren wirtschaftlichen Faktoren.
Ein Beispiel: Ein Kunde geht zu einem Autohändler der Marke A und fragt diesem, was sein PKW, der Marke B, ad hoc wert ist. Der Händler kennt nur die groben Daten und handelt nicht täglich mit PKWs der Marke B. Dennoch ist der Händler anhand seiner jahrelangen Erfahrung im Stande schnell einen ungefähren Schätzwert als Richtwert für den Kunden zu nennen. Ein genauer Marktwert ist es jedoch nicht, denn dafür müsste man sich den Zustand des Fahrzeuges im Detail ansehen, die Ausstattung berücksichtigen, das Fahrzeug prüfen, etc.
Schrottwert
Der Schrottwert eines Vermögensgegenstands bezieht sich darauf, wie viel dieser wert ist, wenn dieser nicht mehr funktionsfähig oder nicht mehr brauchbar ist. Dieser Wert berücksichtigt oft den Wert der Materialien, aus denen der Gegenstand hergestellt ist, wie Metalle oder andere recycelbare Substanzen. Zudem wird der aktuelle Marktpreis für diese Materialien in der Recyclingbranche berücksichtigt. Demontage- und Transportkosten haben hier ebenfalls einen Einfluss. Oft wird der Schrottwert verwendet, um den Restwert eines Vermögensgegenstands zu schätzen, der am Ende seiner Lebensdauer steht oder nicht mehr repariert werden kann.
Der Schrottwert dient auch als Basis für Entscheidungen, wenn es darum geht, Vermögenswerte außer Betrieb zu nehmen. Ebenso wird er verwendet, um den finanziellen Verlust bei beschädigten oder nicht mehr nutzbaren Vermögensgegenständen festzustellen. In Versicherungsfällen spielt er eine Rolle bei der Einschätzung von Entschädigungsbeträgen. Auch beim Kalkulieren der Abschreibungskosten eines Vermögensgegenstands am Ende seiner Nutzungsdauer kommt der Schrottwert ins Spiel.
Ein Beispiel: Eine Bandsäge hat das Ende Ihrer Nutzungsdauer erreicht und auch die Lebensdauer hat sich dem Ende zugeneigt. Eine Reparatur der Bandsäge ist wirtschaftlich nicht rentabel. Der Schrottwert setzt sich zusammen aus: den Wert für den Verkauf von möglichen Ersatzteilen aus der Maschine, dem Gewicht und dem aktuellen Schrottpreis (Kilopreis), etwaigen Kosten für die Demontage und Transport sowie Kosten für die Entsorgung von Schadstoffen (wie Ölen, etc.).
Substanzwert
Der Substanzwert, oft auch Nettovermögenswert genannt, kommt aus der Unternehmensbewertung. Er wird auf der Grundlage der im Unternehmen befindlichen materiellen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten berechnet. Kalkuliert wird der Substanzwert indem die Fahrnisse oder physischen Vermögenswerte eines Unternehmens (Maschinen, Fuhrpark, Immobilien, etc.) berechnet und die Verbindlichkeiten abgezogen werden. Aufschluss über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten (Schulden) eines Unternehmens gibt die Bilanz.
In der Realität dient der Substanzwert nur bedingt als Basis für Entscheidungen zum Verkauf eines Unternehmens. Denn Faktoren wie zukünftiges Ertragspotential, Entwicklungspotential, Marktgeschehen, Markenwert, Kundenstock, etc. werden hier nicht berücksichtigt.
Vergleichswert
Die Vergleichswertmethode oder der Vergleichswert wird zur Bewertung von Vermögensgegenständen herangezogen. Die Herangehensweise dieser Bewertungsform eines Vermögensgegenstandes ist, indem der Verkaufspreis von ähnlichen Vermögensgegenständen angeschaut wird, die vor Kurzem verkauft wurden. Dabei ist auch dieselbe geografische Region relevant. Man schätzt den Wert des Gegenstandes, der bewertet werden soll, indem man den Durchschnittspreis ähnlicher Objekte betrachtet, die bereits verkauft wurden.
Ein Beispiel: Ein Elektroauto der Marke XY, mit 250 PS, Bj. 2023, Allrad, bekannten Mängeln und gewisser Ausstattung liegt als zu bewertender Vermögensgegenstand vor. Nun wird nach identen Modellen gesucht, die vor Kurzem ebenfalls zum Verkauf angeboten wurden und der Durchschnitt aus diesen Preisen ermittelt.
Verkehrswert (oder auch Marktwert, Zeitwert und Gemeiner Wert)
Der Verkehrswert beschreibt den geschätzten Preis eines Vermögensgegenstandes, zu dem dieser unter normalen Marktbedingungen gekauft oder verkauft werden könnte. Hierbei werden Aspekte wie die aktuelle Marktsituation, Angebot und Nachfrage und andere wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt. Der Verkehrswert beschreibt zu welchem Preis ein Objekt auf dem offenen Markt gehandelt werden könnte.
Oft wird der Verkehrswert auch als Synonym für den Marktwert sowie den Zeitwert und vice versa genutzt. Die Abgrenzung zwischen diesen Begriffen kann sich leicht unterscheiden und hängt oft von den Gesetzen und Gepflogenheiten eines bestimmten Ortes, Branchen oder Landes ab. Meistens werden die Bezeichnungen jedoch gleichbedeutend verwendet, da ihre gemeinsame Aufgabe darin besteht den Wert eines Vermögensgegenstands am aktuellen Markt zu ermitteln.
Für den Marktwert (inkl. Zeitwert und Gemeiner Wert) gibt es weiter oben einen eigenen Bereich in diesem Artikel, sowie auch ein Beispiel für die übliche Nutzung im österreichischen Sprachgebrauch. Fazit: Gemeint ist mit diesen Begriffen das Gleiche.
Beispiel: ein Insolvenzverwalter möchte den Verkehrswert für einen gebrauchten Kran eines insolventen Bauunternehmens in Erfahrung bringen. Anhand des Modells, Zustandes, Baujahres, Ausstattung, Betriebsstunden, Schäden, Mängel, vergleichbaren Geräten am Markt, Angebot und Nachfrage kann ein aktueller Verkehrswert ermittelt werden.
Wiederbeschaffungswert
Der Wiederbeschaffungswert sind die Kosten, die bezahlt werden müssen, um ein Objekt wieder durch ein gleiches oder ähnliches Ersatzgerät zu ersetzen. Der aktuelle Marktpreis spielt hierfür eine wichtige Rolle. Ebenso die Kosten für die Lieferung, Installation, Inbetriebnahme.
Ein Beispiel: ein Produktionsunternehmen für Fenster und Türen hat eine Anlage zur Erzeugung von Fensterprofilen. Ein Brand bricht aufgrund eines technischen Defektes in der Halle aus und die Anlage ist zerstört. Nun möchte die Versicherung einen Wiederbeschaffungswert ermitteln, um den Schaden zu ersetzen. Die Maschine muss einerseits von einem Händler erworben, geliefert, installiert und in Betrieb genommen werden. All diese ermittelten Kosten ergeben den Wiederbeschaffungswert.
Ein weiteres Beispiel bei einem Diebstahlsfall. Nehmen wir an im abgesperrten Keller wurde eingebrochen und das geliebte voll ausgestattete Profi-Rennrad wurde gestohlen. Sofern das Fahrrad im selben Jahr wie bei dem Diebstahl angeschafft wurde, liegt der Neuwert und der Wiederbeschaffungswert nah beieinander. Ist das Rennrad jedoch aus der Saison vor drei Jahren, das aktuelle Modell hat technische Neuerungen und ist aufgrund einer Inflation der Preis zwischenzeitlich gestiegen, wird der Wiederbeschaffungswert anders aussehen.