Aus unserer Erfahrung in der Industrie-Verwertung können wir sagen: Kaum eine Branche zeigt den Unterschied zwischen Anschaffungskosten und tatsächlichem Marktwert so deutlich wie die Gastronomie.

Die Gastronomie ist eine Branche, in der hohe Investitionen und rasche Wertverluste oft Hand in Hand gehen. Was beim Aufbau eines Betriebs mit viel Engagement und Kapital geschaffen wird, verliert im Falle einer Schließung oder Insolvenz häufig innerhalb kurzer Zeit drastisch an Wert.

Dabei sind viele Gastronomiebetriebe mit großem persönlichen Einsatz, handwerklichem Geschick und viel Liebe zum Detail entstanden. Oft steckt hinter einem Lokal nicht nur ein Geschäft, sondern ein Stück Identität – von der Gestaltung über die Auswahl der Materialien bis hin zum täglichen Betrieb. Gerade deshalb ist es umso ernüchternder, wenn sich der tatsächliche Marktwert am Ende kaum mit dem einstigen Aufwand deckt.

Die Perspektive der Betreiberinnen und Betreiber – hohe Kosten, individuelle Ausstattung

Der Aufbau eines Gastronomiebetriebs verschlingt beträchtliche Summen. Schon die Grundausstattung wie Edelstahlmöbel, Küchengeräte, Kombidämpfer, Kühltechnik und Beleuchtung kann hohe fünfstellige Beträge erreichen. Wenn bauliche Anpassungen nötig sind, etwa Zwischenwände, Verkabelung, Theken- oder Barbau, steigt der Aufwand weiter an.

Bars sind oft Designobjekte, Teil des Raumkonzepts und prägend für das Erscheinungsbild eines Lokals. Ein maßgefertigter Bartresen oder ein speziell integriertes Holz- oder Metallkonzept passt meist nur genau an seinen ursprünglichen Standort und ist für Dritte häufig nicht wiederverwendbar.

Auch Gastromöbel sind ein großer Kostenfaktor. Sie werden täglich und vielfach genutzt, von Menschen, denen es naturgemäß egal ist, wie der Stuhl nach der Nutzung aussieht. Selbst robuste Möbel zeigen nach kurzer Zeit deutliche Gebrauchsspuren, und der Wiederverkaufswert hängt stark davon ab, wie sorgfältig mit dem Inventar umgegangen wurde. Design und Stil spielen eine große Rolle: Was für das eine Lokal perfekt passt, wirkt im nächsten völlig deplatziert.

Technische Ausstattung – funktional, aber standortgebunden

Ein besonders typisches Beispiel sind Zu- und Abluftanlagen. Diese Systeme werden standortbezogen geplant und installiert, um den Anforderungen der jeweiligen Betriebsanlagengenehmigung zu entsprechen. Ein Großteil ist in Wänden oder Zwischendecken verbaut, sichtbar sind meist nur Dunstabzugshauben und Rohrsysteme.

Beim Abbau kann oft nur der sichtbare Teil, also die Haube, verwertet werden. Der Rest der Anlage ist wirtschaftlich kaum nutzbar oder durch die bauliche Integration zerstört. Auf dem Gebrauchtmarkt sind solche Anlagen daher nahezu wertlos.

Wer eine neue Lüftung benötigt, lässt sie meist individuell planen und installieren, anstatt Einzelteile zusammenzutragen. Eine zehn Jahre alte Abluftanlage kann am bestehenden Standort noch genehmigt und funktionstüchtig sein, doch beim Ausbau und Wiederaufbau in einem anderen Betrieb kann es passieren, dass einzelne Komponenten, etwa Lüfter oder Steuerungen, nicht mehr den aktuellen Vorschriften entsprechen und damit nicht erneut genehmigt werden. Das führt häufig zu teuren Anpassungen, die eine Wiederverwendung wirtschaftlich unattraktiv machen.

Der Gebrauchtmarkt – realistisch, aber gnadenlos

Natürlich haben auch gebrauchte Geräte am Markt einen realen Wert, vor allem wenn sie technisch einwandfrei, markenstark und noch relativ jung sind. Je kürzer die Nutzungsdauer, desto höher der erzielbare Preis. Allerdings zeigen Marktbeobachtungen, dass selbst nach einem Jahr intensiver Nutzung bereits deutliche Abschläge üblich sind.

Der Großteil der Ausstattung erreicht jedoch nur noch Bruchteile des ursprünglichen Anschaffungspreises.

Wenn liquidiert werden muss – der Faktor Zeit und Logistik

Richtig anspruchsvoll wird es, wenn eine Liquidation oder Insolvenzverwertung ansteht. Dann spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle: Geräte und Inventar müssen innerhalb kurzer Fristen gesichtet, bewertet, dokumentiert und verwertet werden.

Gebrauchte Gastrogeräte sind jedoch sperrig, schwer zu transportieren und oft fest verbaut. Wenn rasch abgeholt werden muss, können zusätzliche Kosten für Abbau, Transport, Lagerung oder Entsorgung entstehen. Viele Geräte benötigen Speziallogistik, Stapler oder Fachpersonal, was den Aufwand erhöht.

All das sind Faktoren, die potenzielle Käufer in ihre Kalkulation einbeziehen. Häufig überlegen sich Interessenten, ob sich der Ankauf überhaupt lohnt oder ob eine Neuanschaffung mit Garantie, Lieferung und Aufbau am Ende nicht wirtschaftlicher ist. Das Ergebnis: Selbst funktionstüchtige und hochwertige Geräte werden häufig unter Wert verkauft, einfach weil Zeit, Platz und Logistik keine höheren Preise zulassen.

Verwertungsoptionen – was möglich ist

Trotz der Herausforderungen gibt es verschiedene Wege, gebrauchte Gastronomieausstattung zu verwerten oder weiterzugeben.

  • Online-Portale: Plattformen sind für gebrauchte Gastrogeräte in Österreich sehr verbreitet. Hier finden sich Kategorien für Industrie, Maschinen und Gastronomiebedarf.
  • Industrieverwerter und Auktionshäuser: Spezialisierte Verwertungsunternehmen bieten europaweite Reichweite und übernehmen oft den gesamten Prozess von Inventarisierung bis Abholung.
  • Fachgruppen und Netzwerke: Branchenforen, Gastro-Verbände und Gruppen in sozialen Netzwerken sind hilfreich, um kleinere Posten oder Einzelstücke gezielt anzubieten.
  • Direktverkauf an Betriebe: Regionale Gastronomen, Hotels oder Cateringfirmen sind oft interessiert, insbesondere an gepflegten Geräten, Kühltechnik oder Kombidämpfern.
  • Restwertangebote oder Paketverkäufe: Werden Geräte als Komplettpaket angeboten, etwa eine ganze Küche mit Inventar, erhöht das die Chance, Käufer zu finden.

Fazit

Die Gastronomie ist ein Bereich, in dem hohe Investitionen auf einen schwierigen Gebrauchtmarkt treffen. Viele Objekte verlieren nicht deshalb an Wert, weil sie schlecht sind, sondern weil sie individuell, standortgebunden und logistisch aufwendig sind.

Für Betreiberinnen und Betreiber bedeutet das: Eine realistische Einschätzung des Restwerts sollte schon bei der Planung berücksichtigt werden. Für Banken und Leasinggesellschaften: Bewertungen müssen den tatsächlichen Marktbedingungen standhalten, nicht nur theoretischen Zeitwerten. Und für Insolvenzverwalterinnen und Insolvenzverwalter gilt: Der Verwertungsweg und der verfügbare Zeitrahmen entscheiden oft über das Ergebnis.

Titelfoto von Ruthson Zimmerman auf Unsplash